20’000 FISCHEN AUF DER SPUR

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KW Augst-Wyhlen (Bild: Wikimedia Commons)

Aktuell laufen 3 Projekte zu den Fischzählungen/Markierungen am Rhein.

  1. Koordinierte Fischzählungen Hochrhein: Von April 2016 bis März 2017 werden an neun von elf Hochrhein-Kraftwerken die stromauf wandernden Fische gezählt.
  2. PIT-Tagging Vorprojekt, Rheinfelden: An allen drei Aufstiegshilfen des Kraftwerks Rheinfelden wurden im Frühling 2016 Antennen installiert. Damit wurden die Aufstiegsaktivitäten von über 2000 mit PIT-Tags besenderten Fischen verfolgt. Das Projekt liefert Erkenntnisse über den Gebrauch der PIT-Tagging-Technik an grossen Kraftwerken und diente als Testlauf für das PIT-Tagging-Hauptprojekt.
  3. PIT-Tagging Hauptprojekt: Am 1. Januar 2017 startete das Hauptprojekt PIT-Tagging. Die Aufstiegshilfen an den Kraftwerken Augst-Wyhlen, Rheinfelden, Ryburg-Schwörstadt und Säckingen werden mit PIT-Tagging-Antennen ausgerüstet. Insgesamt sollen 25‘000 Fische mit PIT-Tags besendert werden.

Zum Hauptprojekt die Medienmitteilung.

Wyhlen, 10. Mai 2017. Zum ersten Mal registrieren elektronische Chips, Lesegeräte sowie Antennen die Schwimmwege von Barben, Rotaugen und Co am Hochrhein. Die mit einem Transponder (PIT-Tag) markierten Fische liefern wertvolle Daten über ihr Wanderverhalten. Biologen untersuchen und markieren die Fische an den Energiedienst-Kraftwerken Wyhlen und Rheinfelden sowie den Anlagen in Birsfelden, Augst, Ryburg-Schwörstadt und Bad Säckingen.

Das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU) initiierte das PIT-Tagging Monitoring, das zwei Jahre dauern wird. Das Institut für angewandte Ökologie (IFOE) führt das Projekt im Auftrag des BAFU durch. Ziel ist es, die Fischwege in den Aufstiegshilfen der Kraftwerke näher zu untersuchen und das Wanderverhalten der Fische über die fünf Staustufen zu verfolgen. Das Projekt knüpft an die Fischzählungen am Hochrhein an, die das BAFU zuletzt 2016/2017 koordinierte. „Wenn ein Fischaufstieg bei einer Zählung schlecht abschneidet, liefert die klassische Fischzählung keine Erklärung über mögliche Ursachen. Das PIT-Tagging Projekt soll Aufschluss darüber bringen, wie gut die Fische die Wanderhilfen finden und sie durchwandern können“, erklärt Lukas Bammatter, Projektleiter beim BAFU. Diese Erkenntnisse sind eine bedeutende Hilfe bei der laufenden Sanierung der Fischgängigkeit an großen Wasserkraftwerken.

PIT-Tags: Antennen registrieren die markierten Fische

Erstmals setzt das BAFU in großem Maßstab moderne Transponder-Technologie ein. Fische werden mit Transpondern markiert, sogenannte PIT-Tags (Passive Integrated Transponder). Sobald die PIT-Tags in ein elektromagnetisches Feld einer Antenne gelangen, übermitteln sie ihre Daten an ein mit der Antenne verbundenes Lesegerät (Reader). Pro Fischaufstieg werden mindestens zwei Antennen installiert: eine am Einstieg und eine weitere am Ausstieg. Schwimmt ein gechippter Fisch an einer Antenne vorbei, sendet sein Transponder seinen Identifikations-Code, den Zeitpunkt sowie die Angabe der Antenne an das Lesegerät, das die Daten registriert. Durch das Aufstellen mehrerer Antennen an einem Fischaufstieg werden die Schwimmwege und Bewegungsmuster automatisch dokumentiert. Zum Beispiel können Biologen eine gechippte Barbe unterhalb eines Kraftwerks aussetzen und ihren Schwimmweg verfolgen. Welchen Einstieg wählt die Barbe? Wie lange benötigt sie zum Durchschwimmen der Aufstiegshilfe? Wie bewegt sich die Barbe vom Punkt der Aussetzung? Wechselt der Fisch die Richtung? Vorteil der PIT-Tags ist, dass sie ein Leben lang halten, da sie ohne Batterie funktionieren. Zudem ermöglicht das Fehlen einer Batterie die kleine Dimensionierung der PIT-Tags, wovon die Tiere wiederum profitieren.

Ausgewählte Fische taggen

Damit Biologen die Fische mit einem Transponder markieren können, müssen sie aus dem Wasser genommen werden. Den Transponder injizieren die Fachleute mit einer Hohlspritze in die Bauchhöhle des Fisches. Der PIT-Tag ist ein schmales Röhrchen, das je nach Größe des Fisches entweder zwölf, 23 oder 32 Millimeter lang ist. Der Transponder trägt einen Identifikationscode, der weltweit nur einmal vergeben wird. Dadurch ist jeder transpondierte Fisch unverwechselbar markiert. Die ID-Codes sowie die individuellen Daten wie zum Beispiel Art, Größe und Herkunft jedes einzelnen Fischs sind in einer Datenbank gespeichert. „Mit dieser Technologie haben wir im Rahmen anderer Projekte bereits sehr viel über die Funktionalität von Fischwanderhilfen gelernt. Es wird spannend und wichtig dieses Neuwissen weiter auszubauen. Seit April 2017 konnten wir hier am Hochrhein bereits 700 Fische markieren. Für aussagekräftige Untersuchungsergebnisse werden wir insgesamt 20.000 Fische taggen“, erklärt Eduard Ballon vom Institut für angewandte Ökologie. Die Biologen markieren Fische wichtiger Zielarten wie Aal, Barbe, Brachsen, Forelle, Nase, Rotauge und Schneider. Sie repräsentieren sowohl große und kräftige Fischarten als auch Kleinfische, die langsame Schwimmer sind. Am Flussgrund lebende Arten werden ebenso berücksichtigt wie Fische, die über lange Strecken wandern.

Pilotprojekt 2016 beim Wasserkraftwerk Rheinfelden

Um Erfahrungen mit dem PIT-Tagging zu sammeln, fand 2016 von Mai bis September ein Pilotprojekt statt. Dafür wurden an den beiden Fischpässen und am Umgehungsgewässer beim Kraftwerk Rheinfelden Antennen und Lesegeräte montiert. Insgesamt markierten die Experten über 2.000 Fische mit PIT-Tags, die nun auch im Rahmen des Hauptprojekts registriert werden. „Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass die Datenerfassung sowohl in einer Fischtreppe als auch in einem großen Umgehungsgewässer funktioniert. Wir sind gespannt darauf zu erfahren, ob und in welcher Zahl die Fische über mehrere Kraftwerke wandern“, sagt Jochen Ulrich, Leiter Asset Management und Ökologie bei Energiedienst.

Getaggten Fisch am Haken

Wer einen Fisch mit Transponder fängt, soll den PIT-Tag per Post an das Institut für angewandte Ökologie schicken:

Institut für angewandte Ökologie
Neustädter Weg 25
D-36320 Kirtorf-Wahlen

Wichtig ist anzugeben, wo der Fisch gefangen wurde, seine Länge, sein Gewicht und, was es für ein Fisch war. Für den eingesendeten Transponder erhält der Finder 20 Euro und sollte für die Überweisung seine Kontodaten nennen.

 

Medienmitteilung als PDF zum Download.

Über die weiteren Projekte wird der AFV zu gegebener Zeit informieren.

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