HIER BEISSEN NUR DIE FISCHE – UND NICHT DIE ANGLER

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Diese drei Jungfischer treffen sich regelmässig zum Angeln (v.l.): Leandro Dejoz, Ramon Böhme und Damiano Galletta. © Mario Heller

Dieser Artikel aus der AZ im Rahmen zum Tag der Fischerei – drei Jungfischer aus der Region erzählen, warum sie gerne angeln.

Fragt der Passant den Angler: »Beissen sie?» Darauf antworte dieser: »Nur wenn Sie mich weiter beim Angeln stören.» Der Angler in diesem Witz ist definitiv kein Mitglied des Fischereivereins Brugg. Denn dort wird Geselligkeit grossgeschrieben.

«Fischen lernt man am besten im Team», sind sich Leandro Dejoz (15, Hausen), Ramon Böhme (18, Dättwil) und Damiano Galletta (17, Birr) einig. In ihrem Verein werden die Neulinge mit erfahreneren Teammitgliedern losgeschickt, damit diese ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen können. Die drei Freunde haben die Anfängerphase jedoch schon lange hinter sich, da sie seit mehreren Jahren bei den Jungfischern sind.

Gegenwärtig zählt der Fischereiverein Brugg 16 Jungfischer im Alter von 12 bis 20 Jahren. Auch jüngeren Angelbegeisterten steht die Tür offen. Allerdings müssen diese beim Fischen immer in Begleitung unterwegs sein, denn alleine angeln darf nur, wer den Sachkundenachweis hat. Dieser kann ab dem zwölften Lebensjahr durch das Bestehen einer Prüfung erlangt werden.

Zwei bis vier Mal im Monat treffen sich die Jungfischer gemeinsam beim Vereinshaus im Wildischachen in Brugg an der Aare, um angeln zu gehen. An verschiedenen Aktivitäten wie Angelausflügen an Bergseen, der Uferreinigung der Aare oder dem jährlichen Vereinsfischen nimmt jeweils der ganze Fischereiverein teil. Die Jungfischer schätzen diese Anlässe sehr. «Der Verein macht sehr viel für uns Junge», lobt Leandro Dejoz. Er vermutet, dass der Verein deswegen auch nicht unter Nachwuchsmangel leidet, wie so manch anderer.

Die Jungfischer vom Fischereiverein Brugg beim Angeln, © az/Deborah Bläuer

Leandro, Ramon und Damiano kamen auf unterschiedliche Wege zum Angeln. Leandro wurde mit 12 durch ein Zeitungsinserat auf den Fischereiverein Brugg aufmerksam und ging spontan dort vorbei. Ramon entwickelte schon im zarten Alter von drei Jahren grosses Interesse an der Fischerei. Als ein Schüler seines Vaters vom Fischereiverein Brugg erzählte, meldete er sich an. Damiano kannte den Verein schon von klein auf, da sein Vater ebenfalls Mitglied ist. Die drei Freunde sind begeistert von ihrem Hobby, auch wenn sie hin und wieder einen Schuh anstelle eines Fisches aus dem Wasser ziehen.

«Angeln ist total spannend. Man weiss nie, was man fängt und wann man es fängt. Jedes Mal, wenn ich etwas am Haken habe, kriege ich einen Adrenalinkick», schwärmt Ramon. Damiano ergänzt «Mir gefällt es, dass man beim Fischen in der Natur ist. Dabei kann ich schön runterkommen.»

Angler brauchen Ruhe und Geduld

Die Technik, welche die Jungfischer verwenden, nennt sich Zapfenfischen. Ein Zapfen, bestehend aus leichtem Kunststoff, Holz oder Kork, ist an der Angelschnur befestigt und schwimmt auf der Wasseroberfläche. Durch das Verstellen des Zapfens kann der Köder in verschiedene Wassertiefen geführt werden. Sobald ein Fisch angebissen hat, bewegt sich der Zapfen oder wird unter die Wasseroberfläche gezogen. Brot, Mais, Würmer und Insekten werden als Köder verwendet und vom Jungfischerleiter, der ein Angelgeschäft hat, zur Verfügung gestellt.

Neben dem Know-how sind beim Angeln Ruhe und Geduld wichtig. Die Jugendlichen machen es vor, ihre Bewegungen sind überlegt und ohne Hektik. Es wird in moderater Lautstärke gesprochen und gelacht. Dabei sind die Augen konzentriert auf die Zapfen gerichtet. Hin und wieder wird eine Schnur eingezogen und neu ausgeworfen.

Schon nach zehn Minuten beisst ein Fisch an. Er wird in die Nähe des Ufers gezogen und anschliessend mit dem Netz, in der Fachsprache Feumer genannt, herausgeholt. Da er zu klein ist, wird er gleich wieder freigelassen. Ansonsten wäre er durch einen Schlag mit einem Holzknebel betäubt worden. Anschliessend wären ihm die Kiemen durchgeschnitten worden, um sicher zu gehen, dass er tot ist. «Damit er nicht austrocknet, wickeln wir den Fang in ein nasses Tuch ein. Danach gehen wir zum Vereinshaus zurück und verarbeiten ihn», erklärt Damiano.

Die Fertigkeiten dazu haben sie im Verein gelernt. Ein guter Angler muss aber auch die Gewässer kennen und verstehen. Deshalb steht Gewässerkunde auf dem Lehrplan der Jungfischer. Zusätzlich werden ihnen Kenntnisse zu den Fischarten, Fanggeräten und den gesetzlichen Bestimmungen des Fischens vermittelt.

Am Tag der Fischerei sind Leandro, Ramon und Damiano gerne bereit, dieses Wissen weiter zu geben. Und eines ist sicher: Beissen werden nur die Fische.

Ein Video zum anschauen gibt es direkt auf der Seite der AZ hier.

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